Geschichte

Aus der Geschichte der Spiesratze

Der Anfang
Urkunde 1897Die Geschichte der Spiesratze geht bis in das Jahr 1896 zurück. Damals, am Ende des 19. Jahrhunderts, waren mittlerweile in vielen Stadtteilen Düsseldorfs karnevalistische Vereine aktiv.
Die Teilnehmer an einem Stammtisch in der „Adler-Brauerei Rudolf Dorst“ fassten im Jahr 1896 eines Tages den Entschluss, eine neue Karnevalsgesellschaft zu gründen, die an das Bauhandwerk angelehnt war. Der Name: „Düsseldorfer Spießratzen-Innung“. Die Genehmigungsurkunde der Düsseldorfer Polizei-Verwaltung trägt das Datum 18. Juni 1897; es war eine sehr schnelle Bearbeitungszeit der Behörde, denn erst am 5. Juni 1897 wurde der Satzungs-Entwurf der Innung zur Prüfung eingereicht.
Das närrische Publikum war von der ersten Sitzung in der Phoenix-Halle am Schadowplatz hellauf begeistert, da die Spießratzen sehr viel Neues brachten. Sie nannten ihren Sitzungssaal nicht „Narrhalla“, sondern schlicht und einfach „Baustelle“. Der Elferrat zog nicht in Prunkmänteln und Schellenkappen auf den Narrenthron, sondern in blau-grau gestreiften „Baselöngkes“. Anstelle des pritschenschwingenden Sitzungs-Präsidenten leitete der „Oberpolier“ mit der Wasserwaage die Karnevalssitzung. Und statt des üblichen Rufs „Helau“ riefen die Spießratzen „Spieß op“.
Der erste Oberpolier der Spießratzen-Innung hieß Joseph Kanehl, und ihm war es zu verdanken, dass die Spießratzen bald in aller Munde waren. Am 1. März 1897 (Rosenmontag), also noch vor dem Erhalt der offiziellen Genehmigungsurkunde, folgte die erste Teilnahme am Düsseldorfer Rosenmontagszug.
Leider war der Spießratzen-Innung trotz erfolgreich gestalteter Sessionen nur ein kurzes Leben beschieden. Als Oberpolier Joseph Kanehl aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurücktrat, löste sich die Spießratzen-Innung auf.

Die Wiedergeburt
Erst sieben Jahre später, im Jahr 1911, fanden sich begeisterte Karnevalisten zusammen und gründeten im Lokal „August Schnitzler“ am Fürstenwall/Ecke Jahnstraße die „Gesellschaft Düsseldorfer Spiesratze“. Erster Oberpolier war Max Schnass, dem seinerzeit wohl populärsten Büttenredner Düsseldorfs. Die Sitzungen der Spiesratze fanden zunächst im Gründungslokal am Fürstenwall statt, später wechselte die Gesellschaft zum „Goldenen Hahn“ in die Altstadt (Eingang Bolkerstraße).
Nach dem ersten Weltkrieg wurde dann im „Oberbayern“ die närrische Baustelle errichtet, seit 1931 war der Saal des alten Paulushauses in Bilk das Domizil. Hier traten alle damals bekannten Büttenredner auf, die meisten davon waren Mitglieder der Spiesratze. So kam es, dass die Spiesratze zur „Rednerschule des Düsseldorfer Karnevals“ wurden.

Der Neubeginn

Erste Teinahme am Düsseldorfer Rosenmontagszug 1949: Der siebenjährige Heinz neben seinem Vater Jupp.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs ging es auch bei den Spiesratzen sehr schnell mit dem Vereinsleben weiter. Am 11.11.1945 fand die erste Mitgliederversammlung im Restaurant „Zum Staufenplatz“ statt. 1947 wurde sehr erfolgreich die erste Sitzung in der „Gaststätte Engels“ in Grafenberg abgehalten.
In den 1950er und 1960er Jahren waren viele namhafte Karnevalisten mit den Spiesratzen eng verbunden. Beispielhaft seien hier die „Mosterts“, „Dick und Doof“ sowie Hans Ludwig Lonsdorfer genannt, der mit seinem „Altbierlied“ und als Vater der „Drei tollen Tage “ in die närrische Geschichte einging.

Die Philosophie
Mehr als 100 Jahre Gesellschaft Düsseldorfer Spiesratze e.V. 1911 – das bedeutet viele Jahrzehnte volksnaher Karneval. Konsequent und kompromisslos zeigen sich die Spiesratze bei der Art ihres jecken Treibens, welches alljährlich auf den verschiedenen Veranstaltungen präsentiert wird. Smoking und Lackschuhe sind verpönt, denn schließlich geht die Gründung der Gesellschaft auf das Bauhandwerk zurück. Und so trägt man vorzugsweise das Baselöngken, eine blau-weiß gestreifte Jacke, dazu die weiße Hose und die „Putzerkappe“.
Das alljährlich erscheinende Sessionsheft heißt „Närrisches Arbeitsbuch“, der Sitzungs-Präsident trägt den Titel „Oberpolier“. Auch die Ehrenmitglieder dürfen sich mit Titeln aus dem Bauhandwerk schmücken: Vom Diplom-Handlanger bis zum Oberbaurat ist alles vertreten. Um den Titel zu erlangen, muss das künftige Ehrenmitglied aber eine handwerkliche Prüfung auf der Bühne der „Närrischen Baustelle“ ablegen.
Die Spiesratze freuen sich jedes Jahr im November auf den Beginn der jeweils neuen Session, wenn auf der „Grundsteinlegung“ die neue Session begrüßt wird.

 

Die Oberpoliere der Spiesratze
1896 – 1904 Joseph Kanehl (Spießratzen-Innung)
1911 – 1934 Max Schnass
1934 – 1946 Wilhelm „Quelles“ Schmalbach
1946 – 1955 Willy Trapp
1955 – 1967 Willy Keuenhof
1968 – 1981 Karl Klinzing jun.
1981 – 1986 Wolfgang Klinzing
1987 – 1998 Peter Rathmann
1998 – 2002 Heinz Krudwig
2002 – 2014 Peter Weber
seit 2014 Dennis Klusmeier

Dennis Klusmeier seit Juli 2014 Oberpolier

Die Vorsitzenden der Spiesratze
1911 – 1931 Willi Klein
1946 – 1956 Ernst Schäffer
1956 – 1957 Gerd Erpenbach
1957 – 1981 Hans Ludwig Lonsdorfer
1981 – 1984 Rolf Lenssen
1984 – 1987 Helmut Heuser
1987 – 1990 Paul Backert
1991 – 1992 Heiner W. Havermann
1992 – 2019 Heinz Krudwig
2019 – 2022 Ingrid Rüther
seit 2022 Christian Stern-Eilers

seit 2022 Christian Stern-Eilers