Geschichte der Spiesratze: Ausstellung in der Handwerkskammer

Uwe Müller-Biebel, schon mit dem Sessionsorden geehrt, und drei Spiesratze im traditionellen Baselöngken. Von links: Reinhard Arndt, Uwe Müller-Biebel, Maria Noeswand und Reinhard Nieswand.
Uwe Müller-Biebel, schon mit dem Sessionsorden geehrt, und drei Spiesratze im traditionellen Baselöngken. Von links: Reinhard Arndt, Uwe Müller-Biebel, Maria Nieswand und Reinhard Nieswand.

Die Gesellschaft Düsseldorfer Spiesratze wurde im Jahr 1911 in der Gaststätte August Schnitzler, Jahnstraße/Ecke Fürstenwall, gegründet. Seit nunmehr 104 Jahren betreiben die Spiesratze einen volksnahen Karneval. Konsequent und kompromisslos zeigen sich die Spiesratze bei der Art ihres jecken Treibens, welches alljährlich auf den verschiedenen Veranstaltungen präsentiert wird. Smoking und Lackschuhe sind verpönt, denn schließlich geht die Gründung der Gesellschaft auf das Bauhandwerk zurück. Und so trägt man vorzugsweise das „Baselöngken“, eine blau-weiß gestreifte Jacke, dazu die weiße Hose und die „Putzerkappe“.
Das alljährlich erscheinende Sessionsheft heißt „Närrisches Arbeitsbuch“, der Sitzungspräsident trägt den Titel Oberpolier und der Elferrat sitzt inmitten der „Närrischen Baustelle“. Auch die Ehrenmitglieder dürfen sich mit Titeln aus dem Bauhandwerk schmücken: Vom Diplom-Handlanger bis zum Oberbaurat ist alles vertreten. Um den Titel zu erlangen, muss das Ehrenmitglied aber eine „handwerkliche Prüfung“ ablegen. So darf sich seit November 2014 der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Dr. Axel Fuhrmann, nach bestandener Prüfung mit dem Titel „Diplom-Handlanger“ der Gesellschaft Düsseldorfer Spiesratze schmücken.
In den 50er und 60er Jahren waren viele namhafte Karnevalisten mit den Spiesratzen eng verbunden: Beispielhaft seien hier „Die Mosterts“ (u.a. mit Dietmar Kivel und Hans Böckling), „Dick und Doof“ (Julius Rees und Helmut Heuser) sowie Hans Ludwig Lonsdorfer genannt, der mit seinem „Altbierlied“ und als Vater der „Drei tollen Tage“ in die närrische Geschichte einging.
Die Handwerkskammer Düsseldorf würdigt nun das karnevalistische Treiben der Spiesratze und zeigt bis zum
19. Februar 2015 im Foyer ihres Gebäudes am Georg-Schulhoff-Platz 1 eine große Ausstellung, in der die Geschichte

Baumeister Rolfgeorg Jülich (links) und Diplom-Handlanger Dr. Axel Fuhrmann während des Rundgangs durch die Spiesratze-Ausstellung.
Baumeister Rolfgeorg Jülich (links) und Diplom-Handlanger Dr. Axel Fuhrmann während des Rundgangs durch die Spiesratze-Ausstellung.

dieser traditionsreichen Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft an mehr als 50 Schautafeln dargestellt ist. Viele karnevalistische Devotionalien sind außerdem in drei Vitrinen ausgestellt, darunter auch die Gründungs-Urkunde der Spießratzen-Innung (1897), der Vorgänger-Organisation der Spiesratze. Abgerundet wird die Ausstellung durch zwei lebensgroße Puppen, die mit der traditionellen Kleidung ausstaffiert sind. Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Ausstellung zu eröffnen und anschließend mit Rolfgeorg Jülich, einer der Geschäftsführer von Mai-Bau und ebenfalls Ehrenmitglied der Spiesratze mit dem Titel „Baumeister“, einen Rundgang durch die Ausstellung zu machen.

Große Spiesratze-Sitzung: „Änne aus Dröpplingsen“ war der Star des Abends

"Änne aus Dröpplingsen" bei einer Stand up-Comedy mit Oberpolier Dennis Klusmeier auf der Bühne der Närrischen Baustelle im Rheingoldsaal.
„Änne aus Dröpplingsen“ bei einer Stand up-Comedy mit Oberpolier Dennis Klusmeier auf der Bühne der Närrischen Baustelle im Rheingoldsaal.

Als Stefan Kleinehr, Diplom-Handlanger der Spiesratze und Chef der Event-Agentur „Lust und Laune“, höchst persönlich in den Rheingoldsaal zu den Programm-Verantwortlichen geeilt war, verhieß dies nichts Gutes. Und so war es dann auch. Er musste ihnen nämlich mitteilen, dass Christian Pape, der im Karneval zur neuen Generation der Redner gehört, krankheitsbedingt seinen Auftritt bei den Spiesratzen absagen müsse. So musste kurzfristig der Programmablauf geändert werden, was dann auch gelang.

Publikumsliebling des Abends war „Änne aus Dröpplingsen“; hinter dieser Kunstfigur verbirgt sich die Komödiantin und Kabarettistin Monika Badtke aus Iserlohn, deren liebenswerte Schnoddrigkeit und ihre oft unfreiwillige Komik das Publikum im ausverkauften Rheingoldsaal zum Rasen brachte. Keine Hemmungen hatte sie, den Rücken des Oberpoliers Dennis Klusmeier als Garderobenständer zu nutzen.

Eine Neuerung gab es im Elferrat: Neben Oberpolier Dennis Klusmeier, der erstmals die Spiesratze-Sitzung leitete, und sechs weiteren Spiesratzen im Baselöngken saßen zum ersten Mal auch je zwei Vertreter der befreundeten Spieß-Ratzen Langenfeld und der KG Grün-Weiß Ratinger Spiesratze im Elferrat.

Foto: Bausenator Wolfgang Thiedig

Spiesratze-Wagen kurz vor der Fertigstellung

"So müsst Ihr die Farbe mischen" - Künstler Willi Wukasch gibt den Spiesratzen Hilfestellung.
„So müsst ihr die Farbe mischen“ – Künstler Willi Wukasch gibt den Spiesratzen Hilfestellung.

Immer, wenn das große Schild für den Wagen bearbeitet und mit dem Motto versehen wird, steht die Vollendung eines Karnevalswagen unmittelbar bevor. So ist es auch bei den Spiesratzen, die in Kürze ihren Wagen komplett fertig gestellt haben werden und damit deutlich vor dem Richtfest (7. Februar 2015) das Gefährt präsentieren können. Seit Anfang November hat das Wagenbau-Team der Spiesratze „ganze Arbeit“ geleistet und in vielen Stunden den Wagen gebaut. Zuletzt wurde besonders viel gearbeitet, denn schließlich sollte der Wagen rechtzeitig fertig werden. „Es war riesig, die Zeit in der Wagenbauhalle hat Spaß gemacht“, sagte Diplom-Handlanger Wilhelm Rosenbaum, der auch Geschäftsführer der Spiesratze ist und sich jetzt auf das Richtfest freut.

Was besonders die zurückliegende Zeit erfreulich gekennzeichnet hat, war die Hilfsbereitschaft der verschiedenen Wagenbau-Teams untereinander. Man half sich in jeder erdenklichen Situation, gab Ratschläge und Informationen. „Das macht die unbeschreibliche Atmosphäre in der Wagenbauhalle aus“, war von Oberbaurat Bernhard Lück zu vernehmen, „man wurde nie mit einem Problem allein gelassen.“ Auch die Profis waren sich nicht zu schade, mit Tipps und Hilfestellungen den Karnevalisten zur Seite zu stehen. Ob es um die Frage ging, welche Farbe wohl am besten geeignet sei, oder welche handwerklichen Kniffe zu beachten seien – man blieb keine Antwort schuldig. So gab auch Künstler Willi Wukasch den Spiesratzen bei der Bemalung des Wagen-Schilds wertvolle Tipps