Wer war Karl Klinzing?

Als Vortragskünstler seiner Zeit war Karl Klinzing unübertroffen. Unter seinen vielen Reden sind „Dat Höötche“, „Zwei rechts, zwei links“ und „Ons Motter war e Düsseldorfer Weit“ noch heute unerreicht. Der 1899 auf der Neusser Straße geborene Klinzing war sehr schnell eine „hohe Hausnummer“ in Düsseldorf. 1923 traf er mit Hans Reichert, der den Text der Düsseldorfer Nationalhymne „Am alten Schlossturm“ geschrieben hat, zusammen, mit dem ihm eine lange Freundschaft verband. Außerdem standen beide gemeinsam als „Lustiges Kleeblatt“ auf Scannen0018der Bühne. Als Sitzungspräsident der Karnevalsgesellschaft „Große von 1890“ brillierte er ebenfalls.

Am 9. Oktober 1951 verstarb Karl Klinzing plötzlich – kurz vor einem Auftritt in der Gaststätte „Horres“ in Lohausen. Dort sollte das 25-jährige Jubiläum des Rheinstadions gefeiert werden. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb er.

Sein Sohn Karl wahrte die Tradition als erfolgreicher Büttenredner. Von 1968 bis 1981 war er darüber hinaus Oberpolier der Spiesratze. In dieser Funktion folgte ihm auch sein Sohn Wolfgang nach – also der Enkel von Karl Klinzing sen. -, der von 1981 bis 1986 die Wasserwaage bei den Spiesratzen schwang. Der Name „Klinzing“ ist also in der Gesellschaft fest verankert, 18 Jahre leiteten die beiden die Spiesratze-Sitzungen.

Scannen0004Die Verbindung zwischen den Spiesratzen und den Mostertpöttches war schon sehr eng. So waren der langjährige Spiesratze-Chef Hans Ludwig Lonsdorfer von 1953 bis 1958 und der spätere Oberpolier Willy Keuenhof von 1958 bis 1964 die ersten Vorsitzenden der Mostertpöttches. Einige Plakettenträger waren auch Ehrenmitglieder der Spiesratze, so zum Beispiel Heinz Schmöle, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Victoria-Versicherung, sowie die Ex-Oberbürgermeister Josef Kürten (1968), Klaus Bungert (1979) und Marie-Luise Smeets (1998).

Scannen0025Zu den Fotos:
Wolfgang Klinzing, Enkel von Karl Klinzing sen., war von 1981 bis 1986 Oberpolier der Spiesratze (Foto oben rechts).
Heinz Schmöle (Foto links, rechts) bei der Ablegung seiner handwerklichen Prüfung zum Baurat (1964 im Paulushaus) mit hilfreicher Unterstützung des Baumeisters Johann Latzig (2. von links); ein Jahr zuvor wurde er mit der Karl-Klinzing-Plakette ausgezeichnet.
Der ehemalige Oberbürgermeister Josef Kürten (rechts), der als Ehrenmitglied der Spiesratze den Titel „Baurat“ tragen durfte, auf der Bühne der „Närrischen Baustelle“.

Fotos: Spiesratze-Archiv
Quelle: Mostertpöttches

Feueralarm in der Rheinterrasse: Veranstaltung der Mostertpöttches musste unterbrochen werden

Mostertpöttches
Die Tischkarte zur Plaketten-Verleihung.

Die Mostertpöttches, die Gilde der Komponisten, Liedertexter und Karnevalskünstler, hatte zur jährlichen Verleihung der Karl-Klinzing-Plakette in den Radschlägersaal der Rheinterrasse geladen. Zur Erinnerung an Karl Klinzing (1899 – 1951), der in der Bütt unübertroffen war, brachten einige Freunde eine Plakette heraus, die noch immer jedes Jahr verliehen wird. Erster Plakettenträger war 1960 (!) der damalige Ratsherr Willi Hartung. Ihm folgten viele, auch sehr Prominente. Einige seien hier namentlich erwähnt: Jupp Schäfers, Heinz Schmöle, Hugo Cremer, Walter Ritzenhofen, Lore Lorentz, Bernhard Paul und, und, und . . .

In diesem Jahr wurde Wolfgang Berney mit der Karl-Klinzing-Plakette ausgezeichnet. Der 83-jährige Journalist, der als freier Mitarbeiter bei der BILD-Zeitung und der Rheinischen Post arbeitet, berichtet seit 50 Jahren ausführlich und sehr pointiert über das Geschehen im Düsseldorfer Brauchtum. Nachdem Baas Winfried Ketzer und Laudatorin Ellen Schlepphorst (Plakettenträgerin 2016) ihre Vorträge beendet hatten, Wolfgang Berney sich mit sehr launigen Worten für diese hohe Auszeichnung bedankt hatte, begann das von den Mostertpöttches geplante Bühnenprogramm .

Doch schon nach wenigen Minuten wurde es jäh unterbrochen. Eine Sirene heulte durch den Radschlägersaal, niemand wusste so richtig, was überhaupt passiert sein könnte. Wenige Augenblicke später fuhr die Feuerwehr mit Blaulicht vor die Rheinterrasse, um einen möglichen Brand zu löschen. Es handelte sich offenbar um einen Feueralarm, der sich aber nach kurzer Zeit als Fehlmeldung entpuppte. Die Feuerwehr konnte wieder unverrichteter Dinge abziehen und das Bühnenprogramm nach der rund 20-minütigen unvorhergesehenen Unterbrechung fortgesetzt werden. Baas Winfried Ketzer: „Wir hatten den blau gekleideten Jungs von der Münsterstraße angeboten, hier als ‚Programmpunkt‘ auf die Bühne zu kommen. Aber sie haben leider abgelehnt.“

Feste, Feste, 1000 Feste . . .

Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem in Düsseldorf nicht groß gefeiert wird. Und es gibt viele Terminüberscheidungen, sodass viele vor der Frage stehen:  „Wo gehe ich denn nun hin.“ Beispiel gefällig? Das letzte September-/erste Oktober Wochenende war so ein Fall, man musste sich schließlich entscheiden, welche Veranstaltung besucht werden sollte. Die Auswahl war groß:  Galopp-Renntag auf dem Grafenberg, Jazz-Konzert im Theaterzelt auf dem Burgplatz, Fischmarkt am Rheinufer, Erntedank-Fest in Urdenbach, SwimRun am Unterbacher See. Die Aufzählung ließe sich noch endlos erweitern, deshalb soll nur auf zwei Top-Veranstaltungen innerhalb der letzten Wochen eingegangen werden.

Fest auf der Hohe StraßeFest Hohe Straße 2017
Mitte September stand die Carlstadt wieder Kopf. Die Geschäftsleute auf der Hohe Straße hatten zu ihrem jährlichen Straßenfest geladen. Eine der wohl schönsten Einkaufsstraßen Düsseldorfs (viele inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte!) hatte sich fein gemacht und die Besucherinnen und Besucher mit vielen Attraktionen und Aktionen  beglückt. Auch Josef Hinkel, Diplom-Handlanger der Spiesratze, hatte seine Kultbäckerei geöffnet und viele Leckereien angeboten. Natürlich war auch die Kreissparkasse (seit 1905 in der Carlstadt!) mit einem Stand vertreten. Das schon vielen Jahrzehnten mit den Spiesratzen eng verbundene Kreditinstitut bot die Rubbel-Lotterie an. Der gesamte Erlös dieser Aktion kommt der Werkstatt für angepasste Arbeit zu Gute. Hingucker auf der Hohe Straße waren aber die übergroßen Flamingos (Foto), die während ihres Zugs auf der Hohe Straße ein gutes Fotomotiv abgaben.

Ernstedank Urfdenbach 2017
Die typischen Urdenbacher Schürreskarren.

Erntedank-Fest in Urdenbach
Was für die Münchener das Oktoberfest, für die Stuttgarter die Was’n, für die Düsseldorfer die Größte Kirmes am Rhein und der Karneval sind, das ist für die Urdenbacher das Erntedank-Fest Ende September/Anfang Oktober, das nun schon zum 85. Mal veranstaltet wurde. Dann geht in diesem südlichen Düsseldorfer Stadtteil die Post ab. Höhepunkt ist der Festumzug am Sonntag. Mehr als 1400 Teilnehmer und 41 Gruppen zogen an den teils festlich geschmückten Häusern in Urdenbach vorbei. Tausende von Besucher säumten bei strahlendem Sonnenschein die Straßen, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Im Mittelpunkt standen die „Schürreskarren“. Das sind einrädrige Holzkarren, mit denen früher Fässer oder Steine transportiert worden sind. Kurz nach Ende des Umzugs fand das traditionelle Schürreskarren-Rennen statt. Na, wenn das keine Assoziation mit dem linksrheinischen Stadtteil Niederkassel hergibt? Dort wird jedes Jahr am Tulpensonntag (das ist der Tag vor Rosenmontag) das Tonnenrennen veranstaltet. Vielleicht ließe sich im kommenden Jahr mal etwas arrangieren: Die Urdenbacher nehmen mit ihren Schürreskarren am Tonnenrennen in Niederkassel teil, und als Gegenleistung kommen die Niederkasseler mit ihren Tonnenkarren zum Erntedankfest nach Urdenbach.

Fotos: Bernhard Lück